Die gute Nachrichten kam mitten in der Nacht: Nach fünf Jahren Haft in London wurde Julian Assange aus dem Gefängnis freigelassen – nach einem Deal mit den US-Behörden.
Julian Assange, der Gründer von WikiLeaks, wurde am Montag, den 24. Juni, aus dem britischen Gefängnis entlassen, in dem er inhaftiert war. Darauf verließ er sogleich das Vereinte Königreich. Dies war möglich, weil der 52-Jährige zuvor eine Vereinbarung mit der US-Regierung getroffen hatte, womit er eine Auslieferung an die Vereinigten Staaten vermied.
Nach Angaben von WikiLeaks ging Assanges Flug nach einer Zwischenlandung in Bangkok weiter zur Insel Saipan im Archipel der Nördlichen Marianen, einem US-Territorium im Pazifischen Ozean. Internationalen Medienberichten zufolge wird sich Assange vor einem Richter des Verbrechens der Spionage schuldig bekennen und eine Haftstrafe von fünf Jahren und zwei Monaten akzeptieren, die er bereits während seiner Inhaftierung in Großbritannien verbüßt hat. Nach diesem formalen juristischen Vorgang wird Assange seine Reise nach Australien, seinem Herkunftsland, fortsetzen.
Nach Ansicht der Internationalen Journalisten-Föderation (IFJ) sollte die Freiheit Assange, «der Gegenstand einer der übertriebensten Verfolgungen in der Geschichte ist, erlauben, zum ersten Mal seit 14 Jahren, einschließlich der 1901 Tage, die er im Gefängnis verbracht hat, ein normales Leben zu genießen».
Die IJF war einer der Hauptakteure bei der internationalen Mobilisierung zur Solidarität mit dem australischen Journalisten, die bereits 2019 nach Bekanntwerden der US-Anklagen gegen den WikiLeaks-Gründer begann.
Der französische Journalist Dominique Pradalié, IJF-Vorsitzender, kommentierte die Freilassung von Assange mit den Worten: «Es ist ein Sieg für das Recht, zu informieren und informiert zu werden. Es ist ein Sieg für Journalisten auf der ganzen Welt». Sein Kollege und Landsmann Anthony Bellanger, Generalsekretär desselben Verbandes, sagte aus Brüssel: «Der Versuch, Julian Assange strafrechtlich zu verfolgen, wirft einen dunklen Schatten auf Journalisten, insbesondere auf diejenigen, die über Fragen der nationalen Sicherheit berichten. Wäre Assange für den Rest seines Lebens ins Gefängnis gegangen, würde jeder Reporter, dem ein geheimes Dokument ausgehändigt wird, ein ähnliches Schicksal befürchten». Bellanger hob den Erfolg der Freilassung des australischen Kollegen hervor und erinnerte daran, dass weltweit immer noch mehr als 500 Journalisten in Gefängnissen sitzen.
Die Schweizer Presse- und Kommunikationsgewerkschaft SYNDICOM begrüßte in ihren sozialen Netzwerken die Freilassung des australischen Kollegen, für den sie verschiedene in Europa durchgeführte Denunziations- und Solidaritätskampagnen gefördert und unterstützt hat. Sie erklärt: «Neben unserer Freude über seine Freilassung kritisieren wir auch die absolut unmenschlichen Haftbedingungen, unter denen Assange jahrelang leiden musste und die weltweit große Besorgnis ausgelöst haben. Einige haben sie sogar mit einem täglichen Bild der Folter gleichgesetzt». Die Schweizer Journalistengewerkschaft betonte, dass die Freiheit von Assange «die Grundprinzipien der Pressefreiheit stärkt und ein starkes Signal an alle Journalisten sendet, dass die Freilassung von Assange ein Schritt in die richtige Richtung ist».
Julian Assanges Entlassung ist ein wichtiger Erfolg für die Meinungs- und Pressefreiheit weltweit. Im Falle einer Auslieferung an die USA hätten ihm 175 Jahre Haft und möglicherweise Folter gedroht. ♦
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