Mensch. Gesellschaft. Meer.

#gemeldet

Das Meer beginnt in der Schweiz

Die Schweiz verbraucht pro Kopf so viel Plastik wie kaum ein Land der Welt. Kleine Plastikteile landen in Flüssen und Seen – in den Wurzeln der Meere.

Plastikmüll am Flussufer. Foto: Filmbetrachter

Jedes Jahr gelangen rund neun Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere. Mittlerweile sind alle Ozeane von Plastikabfall betroffen, einsame Strände ebenso wie der Meeresgrund der Antarktis. Allein im Mittelmeer landen jährlich rund 17’600 Tonnen Plastik. Außerdem treiben Millionen von Tonnen Plastikmüll in fünf riesigen Müllstrudeln, sprich in gigantischen Plastikinseln: Der Pazifikstrudel ist fast vierzig Mal größer als die Schweiz.

Davon berichtet die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare mit Sitz in der Schweiz in einer Medienmitteilung. OceanCare setzt sich für ein globales Plastikabkommen und die Begrenzung von Plastik ein – entlang des vollständigen Lebenszyklus: von der Gewinnung, Produktion und Verwendung, bis zur Entsorgung und Wiederverwendung.

Makro- und Mikroplastik in Schweizer Gewässern

Die Schweiz hat mit 127 Kilogramm pro Jahr europaweit den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Plastik, hält der OceanCare-Bericht «Plastic Matters» fest.  Jedes Jahr gelangten 14’000 Tonnen Makro- und Mikroplastik in die Schweizer Umwelt. Rund zwei Drittel davon stammen aus dem Reifenabrieb von Fahrzeugen. Doch das zweitgrößte Problem heiße Abfall: 2700 Tonnen Plastikmüll würden jährlich die Natur belasten. So gelangten ganze 100 Tonnen Makroplastik – also Plastikteile, die größer sind als 0,5 Zentimeter – in die Schweizer Gewässer und ganze 4400 Tonnen in den Boden.

Weitaus unsichtbarer sind tonnenweise Mikroplastik-Partikel. Eine 2013 durchgeführte Untersuchung von Schweizer Seen ergab: Fast jede Probe enthält die winzigen Plastikpartikel. Allein der Genfersee nimmt jedes Jahr etwa 55 Tonnen Plastik auf, das meiste als Mikropartikel. Mittlerweile sollen sich geschätzte 580 Tonnen Plastik im See angesammelt haben, so OceanCare. Auch die Auen der Schweizer Naturschutzgebiete sind mit schätzungsweise 53 Tonnen Mikroplastik belastet und sogar im Schnee der Alpen und in abgelegenen Bergseen fanden sich beträchtliche Mengen an Mikroplastik.

Regierung ist gefordert

Um die Plastikmüllkrise in den Griff zu bekommen, würde es keiner neuen Gesetze bedürfen, teilt OceanCare mit. Es genüge, bestehende Gesetze und Verordnungen konsequent anzuwenden. Zwar sagten diese bislang wenig bis gar nichts explizit über Kunststoff aus, könnten aber dennoch zur Reduzierung der Plastikflut angewandt werden. OceanCare fordert den Bundesrat daher auf, geltende Schweizer Gesetze konsequent zur Regulierung von Kunststoffen auszuschöpfen. Die Organisaton fordert Maßnahmen wie Verbote von Mikroperlen in Kosmetikprodukten und von Einweg-Plastikartikel. ♦

Dieser Text hat Ihnen gefallen?
Die Inhalte von Tentakel sind frei verfügbar. Vielen Dank, wenn Sie unsere Arbeit mit einem kleinen Beitrag unterstützen. Per Twint oder mit einem Klick auf den Button.

Jetzt Spenden