Mensch. Gesellschaft. Meer.

andersRum #3

Gestern war ich eine Wolke

Rationalität und aufgeklärtes Denken stehen vollkommen im Gegensatz zu Esoterik. Denkt man zumindest. Doch es gibt einen Ort, an dem sich Spiritualität und Wissenschaft begegnen. Eine Reflexion aus den Tiefen des Universums.

Durch unsere Adern fließt die Essenz des Kosmos, und wir bestehen aus Sternenstaub. Einen Tick zu esoterisch, möchte man denken. Eine bekiffte Hippie-Fantasie. Oder eine Metapher aus einem archaischen, überholten Weltbild. Doch wenn man es genau nimmt, trifft diese Aussage ziemlich genau ins Schwarze. Und das ist sogar wissenschaftlich bewiesen.

Das menschliche Leben auf der Erde hängt außer von den richtigen klimatischen Bedingungen in erster Linie von Luft, Nahrung und Wasser ab. Und das bedeutet: Ohne Pflanzen würden wir sofort sterben. Schließlich nehmen wir bei jedem Atemzug Partikel auf, die ein Baum ausgeatmet hat. Und alles, was wir essen, hat seinen Ursprung in einer Pflanze – sogar die tierischen Produkte, denn ohne pflanzliche Nahrung überlebt weder Kuh noch Huhn. Kurzum: In all unseren Nahrungsmitteln steckt die Kraft der Sonne, der Erde und des Regens, denn ohne sie wächst nichts. Bei jedem Schluck, den wir trinken, fließt eine Substanz durch unseren Körper, die mit dem globalen Wasserkreislauf verbunden ist.

Der menschliche Körper besteht zu mindestens 60 Prozent aus Wasser. Und jeder Tropfen davon könnte noch gestern Teil des Ozeans, einer Wolke, eines Flusses oder einer Quelle gewesen sein, wie der indische Arzt Deepak Chopra in einem seiner zahlreichen Bücher über Spiritualität, alternative Medizin und Ayurveda sagt: «Jeder Wassertropfen verdunstet und formt Wolken, um dann als Regen zurück auf die Erde zu fallen und Teil der Flüsse zu werden, um schliesslich in die Meere einzugehen. Ist der Tropfen dadurch gestorben? Nein, er nimmt nur in jeder Etappe dieses Prozesses eine andere Form an.» Ein endloser kosmischer Kreislauf. Ebenso, sagt Chopra, ist es eine Illusion zu glauben, dass wir einen festen, beständigen Körper haben, der unveränderlich in Raum und Zeit verharrt. Tatsächlich erneuern sich all unsere Zellen dauernd, so dass wir alle fünf bis sieben Jahre einen vollkommen neuen Körper haben.

Die Bestandteile unseres Körpers stammen aus der Explosion von Sternen.

Jede unserer Zellen ist einmal Erde gewesen und hat eine unendliche Reise durch das Universum hinter sich. Dass der Mensch untrennbar mit dem All verbunden ist, war schon Albert Einstein klar: «Ein menschliches Wesen ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen. Es erfährt sich aber selbst, seine Gedanken und Gefühle, als etwas von allem anderen Getrenntes. Dies ist eine Art optische Täuschung seines Bewusstseins.» Um es mit dem deutschen Quantenphilosophen und Buchautor Ulrich Warnke auszudrücken: Die Bestandteile unseres Körpers, zum Beispiel Kalzium, Eisen oder Kalium, stammen aus diversen Supernovae – also aus der Explosion von Sternen. Ohne diese gäbe es kein Leben auf der Erde.

Es ist weder esoterisch noch primitiv, der Sonne, der Erde oder den Flüssen Hochachtung und Dankbarkeit entgegenzubringen. Denn ohne sie würden wir nicht existieren. Sie sind Teil von uns. Und zwar ganz konkret. Denn alles, was durch den Kosmos fließt, fließt schlussendlich durch uns selbst. Da erscheint das archaische, überholte Weltbild plötzlich wieder hochaktuell. ♦

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