Die «Wächter der Ozeane» thronen im Meer vor der Küste von Queensland im Great Barrier Reef. Die Unterwasser-Skulpturen sind eine Hommage an renommierte Meeresforscherinnen und Naturschützer. Heute zum Tag der Meere wird das Unterwassermuseum MOUA in Australien eröffnet.
Jede der acht «Ocean Sentinels» – Wächter der Ozeane – ist 2,2 Meter groß und wiegt zwischen rund 1 und 3 Tonnen. Die Statuen bestehen aus einem speziellen umweltfreundlichen Beton, der mit der Zeit die Formen seiner natürlichen Umgebung annimmt. Als hybride Skulpturen konzipiert bilden diese eine Synthese aus menschlicher Gestalt und natürlichen Meeresformen.
«Alle acht menschlichen Modelle sind für ihre Expertise auf dem Gebiet der Meeresbiologie und dem Schutz der Meere renommiert», sagt der britische Künstler und Unterwasser-Bildhauer Jason deCaires Taylor. «Deren hybride Formen reflektieren deren Beitrag zu ihrem jeweils spezifischen Forschungsfeld.»
Kunst, die Eins mit dem Ökosystem wird
Das Vermächtnis der Musen, die zur Installation inspirierten, wird so ein Teil der DNA des Great Barrier Reef: Als lebende, sich stetig weiter entwickelnde Mikroriffe, sind sie dazu bestimmt von Schnorchlern und Meereslebewesen im größten Korallenriff des Planeten vor der Nordostküste Australiens bestaunt zu werden.
«Obwohl komplett unter der Wasseroberfläche eingetaucht, können auch Schnorchler die Kunstwerke in den flachen Gewässern besichtigen», so deCaires Taylor. Die Hoffnung sei, dass in den kommenden Jahren eine Vielfalt endemischer Arten wie Korallen, Schwämme und Stachelpolypen das Aussehen der Skulpturen verändern würden. «Wie das Great Barrier Reef selbst werden diese zu einem lebendigen und vibrierenden Teil des Ökosystems, die sowohl mit seiner Zerbrechlichkeit als auch mit seiner Widerstandsfähigkeit besticht.»
Eine deutsche Biologin als Wächterin
Heute, am 8. Juni, wird das Unterwassermuseum, das Museum of Underwater Art (MOUA), eröffnet. Heute ist nämlich UN-Welttag der Meere – UN World Oceans Day. Diesen Jahrestag gibt es seit 2008. Ziel ist es damit, auf die Bedrohung der Weltmeere und ihre Bedeutung aufmerksam zu machen.
Die Biologin Katharina Fabricius aus München ist eine von deCaires Taylors «Wächter der Ozeane». Bei der Vorstellung, dass Fische an «ihrer» Nase knabbern oder Korallen aus «ihren» Ohren sprießen, freut sich die deutsche Korallenforscherin, die seit vielen Jahren in Australien lebt: «Manche Korallen wachsen innerhalb von 10 bis 15 Jahren», sagt sie. «Es wäre schön, wenn eines Tages der gesamte Sockel meiner Skulptur mit Korallen und Schwämmen überwachsen wird.»
Zum erlesenen Kreis der «Ocean Sentinels» hat deCaires Taylor aber auch Jayme Marshall, eine Angehörige der indigenen Völker Wulgurukaba und Yunbenen, auserkoren. Ihr Wirken verbildlicht stellvertretend die Rolle der indigenen Völker im Kampf um die Bewahrung des Great Barrier Reef. Und auch den weltbekannten englischen Meeres-Zoologen Sir Charles Maurice Yonge (1899-1986), der die Weichen für die moderne Korallenforschung stellte, ehrte deCaires Taylor mit einer eigenen Skulptur.
Angesiedelt werden die Skulpturen in der Nähe des «Coral Greenhouse», das 2020 als erstes Unterwasser-Gebäude der Welt von sich reden machte und bereits zum «Must-See» für Tauchtouristen in der Region avanciert ist. Zur Besichtigung der «Ocean Sentinels» werden ausgewählte Tourenveranstalter aus der Region ab Townsville und Magnetic Island führen. ♦
Mehr zur Ausstellung MOUA: https://www.moua.com.au/ocean-sentinels
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