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Krankheiten sind so unterschiedlich wie Menschen

Kranksein eine individuelle Sache. Dies zeigen neue Studien. Doch die Unterschiede zwischen Mann und Frau wurden bisher kaum in Betracht gezogen. Nun befassen sich immer mehr Universitäten mit der geschlechtersensiblen Medizin, etwa in Deutschland.

Foto: Qimono

Sind Männer anders krank als Frauen? Brauchen sie unterschiedliche Behandlungen und Therapien? Ja, sagen neue Untersuchungen im Bereich der geschlechtersensiblen Medizin. «Symptome und Verlauf vieler Erkrankungen sind geschlechtsabhängig», betont die Plattform GenderMed-Wiki, die von den Universitäten Münster, Duisburg, Innsbruck und Heilbronn betrieben wird. Die geschlechtersensible Medizin will das biologische und soziokulturelle Geschlecht berücksichtigen, zumal Frauen und Männer häufig unterschiedlich auf Therapien reagieren.

Dieser neue Ansatz sei auch ein wichtiger erster Schritt in Richtung der individualisierten Medizin, in der Patientinnen und Patienten nicht mehr als homogene Population wahrgenommen werden, sondern genetische und soziale Besonderheiten berücksichtigt werden, um eine maßgeschneiderte Diagnostik und Intervention möglich zu machen. «Grundkonsens dabei ist: Krankheiten sind so verschieden wie die Menschen, die darunter leiden», stellen die Unis auf der gemeinsamen Plattform klar.

Chronische Erkrankungen sind je nach Alter und Geschlecht unterschiedlich.

Dass geschlechtersensible Medizin auch ein essenzieller Baustein dafür ist, individuelle Krankheitsbilder von Patienten besser zu verstehen, sagt auch Claudia Hornberg, Dekanin der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld. «Dieser Ansatz bietet vielversprechende Chancen, Erkrankungen und gesundheitsförderliches Verhalten individueller in den Blick zu nehmen. Das spielt auch eine wichtige Rolle bei chronischen Erkrankungen, die je nach Alter und Geschlecht unterschiedlich verbreitet sind.»

Dass Geschlechterunterschiede in der medizinischen Versorgung wie in der Forschung unzureichend beachtet werden, bemängelt auch das Netzwerk Geschlechtersensible Medizin Nordrheinwestfalen in einer aktuellen Medienmitteilung. Das Netzwerk setzt sich dafür ein, dass die geschlechtersensible Medizin in Nordrheinwestfalen eine sichtbare Lobby bekommt. «Wir bündeln unsere Kräfte und kommen so zu umfangreicheren Ergebnissen», sagt Sabine Oertelt-Prigione, Professorin für geschlechtersensible Medizin an der Universität Bielefeld.  Das Netzwerk hat sich deshalb zum Ziel gemacht, geschlechtersensible Lehrmaterialen zu erstellen, Forschungsprojekte aufzugleisen sowie Tagungen und Vorträge zu organisieren. ♦

www.netzwerk-fgf.nrw.de

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