Mensch. Gesellschaft. Meer.

7 Fragen an Kathrin Lehmann

«Mein Avatar hat alle Meetings schon erledigt»

Ihr Lebensmotto heißt «Jetzt isch guet» – und das kann sie laut sagen. Als Fußballerin und Eishockeyspielerin gewann Kathrin Lehmann dreizehn nationale und zwei Champions-League-Titel, heute führt sie eine Sport-Privatuniversität in München. Doch eigentlich wollte die 43-jährige Zürcherin Opernsängerin werden.

Foto: Selfie

1 – Welche Superheldinnen-Kraft hätten Sie gerne?
Ich hätte gern die Fähigkeit, die Hupe von Menschen verstummen zu lassen, die rote Ampeln anhupen. Oder den Müll direkt ins Bett derjenigen zu bugsieren, die ihn auf die Straße werfen.

2 – Wen würden Sie gerne auf den Mond ausquartieren? Und warum?
Es ist natürlich die Frage, ob das eine Bestrafung für diesen Menschen oder für den Mond wäre. Am liebsten würde ich alle auf den Mond schießen, die anderen Menschen oder Tieren Leid antun. Aber die wären dann leider auch in der Lage, den Mond zu ruinieren, also lasse ich das erstmal bleiben und schieße diese Idioten lieber einfach ins neverending Weltall – one way. Schließlich will ich unbedingt mal noch die Telefonnummer des Mondes bekommen. Ich flirte schon jeden Abend mit ihm und möchte mir meine Chancen nicht vermiesen.

3 – Was würden Sie tun, wenn Sie für einen Tag unsichtbar wären?
Ich würde mich in Vorstandsmeetings setzen und wie mit Geisterhand auf den Flipchart schreiben: Wo sind die weiblichen Führungskräfte? Dann würde ich mich auf ein Dirigentenpult schmuggeln und den Dirigentenstab schwingen. Auf jeden Fall würde ich versuchen, Pumuckl zu treffen und genügend Picknick vom Feinsten bei mir zu haben, um mit allen Unsichtbaren ein hemmungsloses Fest feiern zu können.

4 –  Sie sind Sportlerin. Eigentlich wollten Sie aber was werden?
Ich wollte Opernsängerin werden. Ich war mit neun zum ersten Mal in der Oper in Zürich und habe «Die Zauberflöte» gesehen. Die Königin der Nacht sang direkt in der Empore neben mir. Ich konnte ihren großen Rock berühren, habe gesehen wie sie geatmet und gespuckt hat, wie ihr Körper den Ton formte und wie hochkonzentriert sie sang. Auf der Bühne zu stehen, ein Orchester zu haben und vielleicht noch einen Chor im Hintergrund, der vor Energie nur so strotzt, das muss etwas ganz Großartiges sein.

5 – Sie schauen in den Spiegel des Begehrens: Was ist Ihr verzweifeltster Herzenswunsch?
Dass ich immer und immer wieder sagen kann: «Jetzt isch guet!» Und natürlich wünsche ich mir auch, dass im Alter das gute Glas Wein nicht am Ranzen ansetzt.

6 – Voilà, der rote Zauberstab: Heute sind Sie Königin von Deutschland. Was verändern Sie?
Ich mache mich erst mal zur Bundeskanzlerin und ernenne meine besten Freundinnen und Freunde, die humorvoll etwas auf der Platte haben, zu den Ministerinnen und Ministern. Danach bleibt mir genügend Zeit, alles andere auch noch zu verändern.

7 – Danke für Ihre Zeit, Sie fliegen nun zurück ins Jahr 2063 und landen …
… in einem wunderbaren Haus aus Holz mit einer Terrasse und Blick auf die analogen Berge in der Schweiz. Der Chip in meinem Arm wird mich dem Haus vorankündigen: Meine Wunschmusik wird mich empfangen, das Getränk schon im Kühlschrank aufbereitet, der Roboter hat das Haus geputzt und meine Couch-Kleider zurechtgelegt, meine E-Mails wurden längst von einer Plattform mit Algorithmus beantwortet, mein Avatar hat alle Meetings schon erledigt und die digitalen Blumen strahlen mich an. Meine Hunde werden mich empfangen und mir klar mitteilen, dass Sie mal raus müssten, um groß zu machen. Dufte Aussichten. ♦

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