Mensch. Gesellschaft. Meer.

Funkspruch von Planet Erde #4

Von «Mann» und «Frau» oder: die Liebe zum Schubladisieren  

Gonsos neuste Erkenntnis über die Wesen des blauen Planeten ist fast unglaublich: Nicht alle Menschen verfügen über die gleichen Organe – und dieser Unterschied führt zu Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt.

8. Mai 2023. Um es gleich vorwegzunehmen: In der etwas längeren Pause seit dem letzten Funkspruch war ich keineswegs untätig. Im Gegenteil, ich habe eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: Die Menschen – sowie auch viele andere Wesen des blauen Planeten – unterscheiden sich nicht nur individuell, sondern können in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden, die «männlich» und «weiblich» genannt werden. Auch wenn es mir anfangs schwerfiel, es zu glauben, kann ich nun nach längerer Recherche bestätigen: Sie haben tatsächlich unterschiedliche Organe! Die weiblichen Wesen verfügen unter anderem über eine Gebärmutter und zwei Eierstöcke, die im Unterleib verborgen sind; die männlichen über Hoden und ein Glied, drei seltsam aussehende Ausstülpungen, die an ihrer Unterseite herumbaumeln.

Das Einzige, was ich bisher betreffend ihrer Funktionsweise bestätigen kann: Sie dienen der menschlichen Fortpflanzung. Doch jetzt kommt’s: Die Reproduktion funktioniert nur, wenn ein weibliches und ein männliches Wesen zusammenarbeiten! Ich wiederhole: Im Gegensatz zu uns ist der Mensch nicht fähig, aus sich selbst heraus ein neues Sein zu schaffen. Er braucht dazu einen passenden Partner. Außerdem ist die geistige Entwicklung hier kein zwingendes Kriterium, um zum Wegbereiter für die nächste Generation zu werden.

Im Klartext: Es kann fast jeder Mensch, wenn er eine bestimmte körperliche Reife erreicht, Kinder zeugen – ganz unabhängig davon, ob er die mentalen Voraussetzungen für diese höchst verantwortungsvolle Aufgabe erfüllt. Weder der Grad an Güte und Herzwärme spielt eine Rolle, noch die Fähigkeit, seinen Nachfolgern überlebenswichtige Methoden zum Schutz des Planeten beizubringen. (Recherchieren: Ist dieses Modell, das langfristig unmöglich funktionieren kann, der Hauptgrund für die mögliche Selbstausrottung des Menschen, über die es im All so viele Gerüchte gibt?)

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Doch die Einteilung in «Frauen» und «Männer» führt noch zu ganz anderen Problemen. Ich konnte bisher keine wirklichen Gründe für die folgenden Erkenntnisse eruieren, aber in vielen Erdteilen ist die Meinung verbreitet, dass Menschen mit männlichen Organen allen anderen überlegen sind. Sie haben umfangreichere Rechte, auf ihre Meinung wird mehr Wert gelegt, und es werden ihnen mehr Güter zugesprochen. Tatsächlich ist aber zu beobachten, dass sie in vielen Fällen eine destruktivere Mentalität und Lebensweise zeigen, was ihre überlegene Stellung noch viel unerklärlicher macht, da sie das Überleben gefährden und dem Wohlbefinden schaden.

Laut meinem bisherigen Erkenntnisstand werden Eigenschaften wie logisches Denken, Zielstrebigkeit und Produktivität den «Männern» zugeschrieben, während Empathie, Fürsorge und Intuition als «typisch weiblich» gelten. Ich habe lange gebraucht, um diese Informationen zu analysieren und adäquate Rückschlüsse zu ziehen. Denn die Trennung von weiblicher und männlicher Energie – ganz abgesehen von der seltsamen «Rollenteilung» der «Geschlechter» – würde ja bedeuten, dass die Menschen unvollständige Wesen sind. Offenbar bemühen sich nur wenige darum, die oben genannten Eigenschaften in gleicher Weise zu fördern. Mehr noch: Es gilt als Defizit, wenn ein «Mann» so genannte weibliche Eigenschaften zeigt oder umgekehrt. Das Bestreben, sich in allen Bereichen weiterzuentwickeln und die inneren Energien möglichst in Balance zu halten, ist auf der Erde weitgehend unbekannt.

Doch das ist noch nicht alles: Menschen, die nicht in diese strikte Kategorisierung passen, werden ausgegrenzt, als abnormal betrachtet und in vielen Erdteilen sogar bedroht. Zum Beispiel wenn jemand, der über weibliche Organe verfügt, einen männlichen Energieüberschuss hat. Es mag unvorstellbar scheinen, dass ein Satz wie «Ich fühle mich als Frau» – wenn er von einem Hodenträger geäußert wird – Empörungsstürme und sogar Gewaltanwendung auslöst. Doch das ist hier leider traurige Realität. Auch Menschen, die ein Verschmelzen mit einem Wesen des selben Geschlechts vorziehen, werden diskriminiert und abgewertet. Genauso wie eine Minderheit, deren Organe nicht eindeutig zu einer der beiden Kategorien zugeordnet werden können.

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Es ist schwierig, Verständnis aufzubringen für die Radikalität, mit der die meisten Menschen am Schubladisieren festhalten – und ich frage mich je länger desto mehr, ob ein Input von unserer Seite den Menschen bei der mentalen Evolution helfen könnte.

 

Randnotiz: Kernpunkte eines möglichen Horizonterweiterungs-Moduls

♣  Bei uns verfügen alle über dieselben Anlagen. Bei der Schaffung eines neuen Wesens halten sich die Hi- und die Hu-Kraft (*) vollkommen die Waage, und es liegt an jedem einzelnen, diese Balance aufrecht zu erhalten.

♣ Die Über- oder Unterbeanspruchung von einer dieser Kräfte führt zu körperlichen und mentalen Schäden, die die Fähigkeiten und die Lebensdauer beeinträchtigen.

♣ Die Hi- und die Hu-Kraft sind gleichwertig, keine ist besser oder wichtiger als die andere, denn ihre Kraft liegt in der gegenseitigen Ergänzung. (**)

♣ Körperliche Merkmale beeinträchtigen nicht die Fähigkeit, sowohl die Hi- als auch die Hu-Kraft zu trainieren.

♣ Die Balance von Hi und Hu zu erreichen, ist eine hohe Kunst und bedarf langer Zeit und viel Übung.

♣ Wer den HH-Meistergrad erreicht, qualifiziert sich zur Schaffung eines neuen Seins, da er die zentralen Fähigkeiten zur Erhaltung des Lebens erlernt hat und diese an die nächste Generation weitergeben kann.


(*) Das Konzept von «männlicher» und «weiblicher» Energie kann am ehesten mit der Hi-Hu-Balance verglichen werden, auch wenn das «Geschlechter»-Konzept eine stark vereinfachte Version desselben Prinzips darstellt.

(**) Recherchieren: Alte Konzepte aus Erdteilen, die dem Hi-Hu-Konzept ähneln, zum Beispiel «Yin-Yang» oder «Chacha-Warmi». Warum werden sie nicht mehr großflächig angewandt? ♦

 

Aufgezeichnet von Nicole Maron

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