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Delfingesänge dienen auch der Orientierung

Die Stimmproduktion funktioniert bei Zahnwalen ganz ähnlich wie bei Menschen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie aus den USA. So verfügen Delfine über verschiedene Stimmregister – Opernsänger können sie aber trotzdem nicht werden.

Foto: Enrique

Delfine und andere Zahnwale verwenden ihre Stimme, um mit ihren Artgenossen zu kommunizieren. Doch das Erzeugen von Klängen dient ihnen auch dazu, sich im Meer zu orientieren, beispielsweise um Nahrung zu finden. Eine kürzlich veröffentlichte Studie in der amerikanischen Fachzeitschrift Science Magazine zeigt erstmals im Detail auf, wie diese Töne im Nasengang der Zahnwale erzeugt werden.

Wie die Universität Wien in einer Pressemitteilung schreibt, kam diese Studie zu einem außergewöhnlichen Schluss: Der physikalische Mechanismus zur Stimmproduktion ist bei Zahnwalen ähnlich wie bei Menschen und anderen Säugetieren – und das, obwohl sich das Stimmorgan der Meeressäuger nicht im Hals befindet, sondern in der Nase. Dabei wird die Energie der stimmhaften Ausatmung in akustische Energie umgewandelt. Dieser physikalische Mechanismus war evolutionstechnisch so erfolgreich, dass sich die Stimmapparate verschiedener Tiere an unterschiedlichen Orten im Körper entwickeln konnten: bei Menschen und Säugetieren im Hals beziehungsweise im Kehlkopf, bei Vögeln im Brustraum, und eben: bei Zahnwalen in der Nase.

Zahnwale verfügen über ähnliche Stimmregister wie Menschen.

Es gibt aber noch weitere ähnliche Entwicklungen bei der Stimmproduktion von Zahnwalen und Menschen: Die in der Studie beschriebenen Mechanismen der Stimmproduktion sind physikalisch den sogenannten Stimmregistern beim Menschen sehr ähnlich. Diese Stimmregister – wie unter anderem «Bruststimme» oder «Kopfstimme» – sind sowohl in der Sprache als auch beim Gesang wichtig.

Zahnwale besitzen also ähnlich diverse Fähigkeiten zur Stimmproduktion wie der Mensch. «Es ist beeindruckend, dass viele Säugetiere physikalisch vergleichbare stimmliche Möglichkeiten wie Menschen besitzen», sagt Christian Herbst vom niederländischen Max-Planck-Institut für Psycholinguistik. «Dass wir aber die Stimme darüber hinaus verwenden können, um etwa Oper oder Heavy Metal zu singen, macht uns einzigartig im Tierreich.» ♦

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