Pflanzliche Getränke auf der Basis von Soja, Getreide, Samen oder Nüssen werden immer häufiger als Milchersatz konsumiert. In einer Untersuchung stellten Forschende große Unterschiede zu Milch und auch zwischen den verschiedenen Getränken fest. Ein Gastbeitrag.
Die Produktion von tierischen Lebensmitteln ist ressourcenintensiv und wird durch einen erheblichen Ausstoß von klimaschädigenden Gasen belastet. Insbesondere der zu hohe Konsum von Fleisch trägt zur Umweltbelastung bei. Eine stärker pflanzenbasierte Ernährung kann also erheblich zum Schutz von Gesundheit und Umwelt beitragen. Die Lebensmittelindustrie reagiert auf diese Tatsache, indem sie mehr und mehr Produkte auf den Markt bringt, die als Ersatz für Fleisch, Fisch, Milch und Eier dienen können oder sollen.
Die Milchproduktion ist in der Schweiz, im traditionellen Grasland, einer der wichtigsten Bereiche der Landwirtschaft. Und der Konsum von Milch und Milchprodukten war schon immer sehr hoch. Wenn es darum ging, Kuhmilch zu ersetzen, konzentrierten sich die Forschung und Unternehmen lange Zeit vorwiegend auf die Säuglingsernährung, um eine Alternative zu bieten für Kleinkinder mit Milchproteinallergie, Laktoseintoleranz oder Galaktosaemie. Erst in den letzten zehn Jahren haben sich Getränke auf pflanzlicher Basis auch für andere Altersgruppen auf dem Markt verbreitet.
Pflanzendrinks liefern weniger Energie als Milch
Agroscope, das Schweizer Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, hat 27 pflanzenbasierte Drinks und zwei Vollmilchproben untersucht. Bei allen Proben wurden unter anderem die Gesamtenergie, die Hauptnährstoffe Protein, Fett und Kohlenhydrat sowie verschiedene Vitamine analysiert.
Die Vitaminprofile der pflanzlichen Getränke unterschieden sich deutlich von denen der Milch. Um eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen sicherzustellen, die in der Milch reichlich vorhanden sind, ist eine Anreicherung der Pflanzendrinks notwendig.
Ähnlich wie bei den Vitaminprofilen gab es auch bei den Mineralstoff- und Spurenelementgehalten der pflanzlichen Getränke erhebliche Unterschiede zwischen den Produkten. Reis-, Hafer-, Dinkel- und Kokosnussgetränke waren im Allgemeinen arm an Mineralstoffen. Im Gegensatz dazu erwiesen sich Getränke auf Soja-, Mandel- und Cashewbasis als gute Quellen für Mineralstoffe und Spurenelemente. Insbesondere Sojagetränke sind reichhaltig.
Anpassung der Gesamternährung notwendig
Insgesamt wiesen die meisten pflanzlichen Getränke eine tiefere Energehalt als Milch auf und enthielten einen geringeren Gehalt an allen Makronährstoffen, also an Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten. Kurzum: Die pflanzlichen Produkte haben nicht den gleichen Nährwert wie Milch und stellen somit noch keinen gleichwertigen Ersatz dar.
Die pflanzlichen Produkte haben jedoch das Potenzial, den globalen Energiekonsum zu senken, weil deren Herstellung weniger Energie verbraucht als die von Fleisch. Unter anderem deswegen werden sie von vielen als alternative Proteinquellen geschätzt, um die Aufnahme von tierischem Eiweiß zu reduzieren. Der relativ niedrigere Gesamtproteingehalt und die geringere Proteinqualität der meisten untersuchten pflanzlichen Getränke machen jedoch deutlich, dass bei einer Reduktion oder einem Verzicht auf Kuhmilch eine Anpassung der Gesamternährung nötig wird, insbesondere bei Kindern oder älteren Erwachsenen mit einem erhöhten Proteinbedarf. ♦
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