Mensch. Gesellschaft. Meer.

7 Fragen an Balthasar Glättli

«Mal motiviert, mal verzweifelt, immer kämpferisch»

Als Nationalrat und Präsident der Grünen setzt sich Balthasar Glättli für Umwelt und Klima ein. Privat würde er gern das Chaos in seiner Wohnung beseitigen und beim Versteckis gegen seine Tochter gewinnen. Der 51-jährige Zürcher teilt die Worte der neuseeländischen Ex-Premierministerin Jacinda Arder: «Ich weigere mich zu glauben, dass man nicht gleichzeitig mitfühlend und stark sein kann.»

Foto: Selfie

1 – Welche Superhelden-Kraft hätten Sie gerne?
Privat: Das ich mit einem Fingerschnippen das Chaos in der Wohnung aufräumen und die hundert unbeantworteten Mails treffend beantworten könnte. Politisch: dass alle Entscheiderinnen und Entscheider merken: Wir müssen beim Schutz von Klima und Biodiversität viel rascher vorwärts machen. Weniger Tempo bedeutet mehr Katastrophen. Mehr Tempo bedeutet mehr Lösungen.

2 – Wen würden Sie gerne auf den Mond ausquartieren, und warum?
All die Diktatoren, autoritären Herrscher und Kriegstreiber-Staatschefs wie Putin und Konsorten. Kein Land, keine Bevölkerung hat das verdient. Statt Krieg brauchen wir Kooperation, statt Zerstörung brauchen wir Sorge um die Menschen, um unser Zusammenleben, und um unsere Lebensgrundlagen.

3 – Was würden Sie tun, wenn Sie für einen Tag unsichtbar wären?
Mit meiner Tochter Versteckis spielen. Weil sichtbar findet sie mich immer.

4 – Sie sind Politiker. Eigentlich wollten Sie aber was werden?
Als Kind wollte ich Bauer werden, Astronaut, Erfinder … Aber schon jung habe ich mich dann für Politik interessiert. Nationalrat zu werden, schien mir damals das höchste halbwegs planbare Ziel. Wenn auch unrealistisch. Nun bin ich es. Und bin mal motiviert, mal verzweifelt, immer kämpferisch – und fast immer zufrieden damit, was ich bin.

5 – Sie schauen in den Spiegel des Begehrens: Was ist Ihr verzweifeltster Herzenswunsch?
Dass wir Menschen verstehen, dass Wandel nicht eine Bedrohung ist, sondern unsere Chance, gemeinsam ein gutes Leben zu gestalten. Wenn alles so bleibt, wie es ist, bleibt bald nichts mehr so, wie es ist.

6 – Voilà, der grüne Zauberstab: In wen verwandeln Sie sich?
In mein besseres Ich.

7 – Danke für Ihre Zeit, Sie fliegen nun zurück ins Jahr 2063 und landen …
Ich bin nun 91. Ein alter Mann. Und freue mich etwas tattrig, dass die Menschheit es doch noch geschafft hat. Geschafft, ihre Selbstzerstörung abzuwenden. Zum Planeten und zueinander Sorge zu tragen. Die Populisten auszulachen statt anzubeten. Und die Wegwerfgesellschaft hinter sich zu lassen. Zeit zu haben. Füreinander. Und für sich selbst. ♦

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