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Gorillas statt Schoggihasen

Sie stehen wieder in den Regalen, die Osterhasen. Doch die süße Versuchung beinhaltet ein gewaltiges Problem: Der Kakao, der für ihre Herstellung nötig ist, wird unter prekären Bedingungen produziert. Das EU-Sorgfaltspflichtengesetz, das auch für viele Schweizer Konzerne bindend sein wird, droht zu verwässern. Dies will die Aktion «Angry Gorilla» verhindern.

Wir konsumieren und verwenden täglich Produkte aus Rohstoffen, die es in Europa nicht gibt. Schokolade ist ein Paradebeispiel dafür. Ihre Hauptzutat Kakao kommt vor allem aus Westafrika. Das Problem daran stellt die Schweizer Fair-Trade-Pionierin gebana in einer aktuellen Medienmitteilung klar: Millionen von Produzentinnen und Produzenten bauen den Kakao auf winzigen Flächen an. Ihre kleinen Ernten müssen sie zu Preisen verkaufen, die zum Leben nicht ausreichen. Die Folgen sind illegale Abholzung für mehr Anbauflächen, breiter Einsatz von Pestiziden für mehr Ertrag, und Kinderarbeit, um ihre Kosten zu senken.

Die Konzerne, die den Handel dominieren, geloben seit Jahren Besserung. Doch es bleiben Versprechen ohne Taten. Die EU arbeitet zurzeit an einem Gesetz, das dies ändern soll. Das Sorgfaltspflichtengesetz will Firmen dazu verpflichten, ihren Zulieferern entlang der gesamten Lieferkette auf die Finger zu schauen und bei Verstößen Verantwortung zu übernehmen. Doch das EU-Gesetz droht, an wichtigen Stellen aufgeweicht zu werden.

Das Ganze geht auch die Schweiz etwas an. Denn Schweizer Großunternehmen, die in der EU Umsatz erwirtschaften, wären ebenfalls zur Rechenschaft verpflichtet. Dazu zählen auch die weltweit größten Kakaohändler und Schokoladenhersteller, die ihre Geschäfte allesamt über die Schweiz abwickeln.

Das effizienteste Mittel, um politische Entscheide zu beeinflussen, ist die direkte Ansprache der verantwortlichen Politiker. gebana verkauft deshalb dieses Jahr zu Ostern Gorillas statt Hasen aus Schokolade und kombiniert sie mit einer internationalen Postkartenaktion: Kundinnen und Kunden machen ein Foto, das gebana dann als Postkarte an Ursula von der Leyen, die Präsidentin der Europäischen Kommission schickt.

«Der Gorilla ist grundsätzlich ein sanftes Wesen, aber er kann wütend werden, wenn er gereizt wird», erklärt Philippe Schenkel von gebana die Wahl des Kampagnen-Maskottchens. «Und wir möchten auch auf den Tisch schlagen, denn wir wollen die Ungerechtigkeiten im globalen Handel nicht mehr hinnehmen.» Außerdem steht der Gorilla auch stellvertretend für die Tiere, deren Lebensraum durch die Expansion des Kakaoanbaus beeinträchtigt wird. ♦

www.angry-gorilla.com

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