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Am Meer sind wir gesünder

Küstenbewohner und Urlauberinnen spüren es schon seit Jahrhunderten, Wissenschafter dagegen erforschen es erst seit Kurzem: Eine Studie aus 15 Ländern bestätigt, dass Menschen gesünder sind, wenn sie an der Küste leben oder diese besuchen – unabhängig von Land und Einkommen.

Foto: Belinda Fewings

Die Idee, dass die Nähe zum Meer die Gesundheit fördern kann, ist nicht neu. Bereits 1660 begannen Ärzte und Ärztinnen in England, das Baden im Meer und Spaziergänge an der Küste als gesundheitsfördernd anzupreisen. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Kurbaden und Seeluft unter wohlhabenderen Bürgern in Europa allseits als gesundheitsfördernde Maßnahmen beliebt. Der technologische Fortschritt in der Medizin zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte zu einem Rückgang dieser Praktiken, die jedoch seit Kurzem unter Ärzten an Bedeutung gewinnen.

Im Rahmen des Projekts Seas, Oceans, and Public Health in Europe befragten Forscher von den Universitäten Wien, Exeter und Birmingham aus England sowie von Seascape Belgien und dem paneuropäischen Thinktank European Marine Board über 15.000 Personen in 14 europäischen Ländern – etwa in Frankreich, Irland, Norwegen, Polen, Spanien ­ – und Australien. Die Befragten mussten ihre Meinung über verschiedene Aktivitäten am Meer und deren Gesundheit sagen.

Jeder und jede scheint von der Nähe zum Meer zu profitieren, nicht nur die Wohlhabenden.

Die in der Wissenschaftsmagazin Communications Earth & Environment veröffentlichten Ergebnisse überraschten das Team. «Es ist erstaunlich, dass wir in allen 15 Ländern so einheitliche und klare Muster erkennen. Jeder und jede scheint von der Nähe zum Meer zu profitieren, nicht nur die Wohlhabenden. Auch wenn die Zusammenhänge eher gering sind, kann das Leben in Küstennähe und insbesondere der Besuch der Küste positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Gesamtbevölkerung haben», sagt Wissenschaftlerin Sandra Geiger, Leiterin der Arbeitsgruppe Umweltpsychologie an der Universität Wien.

Das Projekt Seas, Oceans and Public Health in Europe – Meere, Ozeane und öffentliche Gesundheit in Europa – wird vom Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union gefördert.

Und was, wenn man in einem Binnenland lebt?

Für politische Entscheidungen ist es ausschlaggebend den gesundheitlichen Nutzen der Küste für alle Mitglieder der Gesellschaft zu verstehen. Paula Kellett vom European Marine Board sagte: «Der beträchtliche gesundheitliche Nutzen, der durch einen gleichberechtigten und nachhaltigen Zugang zu unseren Küsten entsteht, sollten berücksichtigt werden, wenn Länder ihre maritimen Raumpläne entwickeln, den künftigen Wohnungsbedarf planen und den öffentlichen Verkehr ausbauen.»

Doch was bedeutet das für Binnenlandbewohnen, etwa für Schweizer oder Österreicher? «Mehrere Millionen Mitteleuropäer und Mitteleuropäerinnen verbringen den Sommer am Meer, so dass auch sie einen Teil dieser Vorteile erleben können. Darüber hinaus beginnen wir auch, den ähnlich starken Zusammenhang zwischen Binnengewässern wie Seen und Teichen und unserer Gesundheit besser zu verstehen.» ♦

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