Drei Jahre lang segelte Harald Reichenbach um die Welt, mit einem beeindruckenden Projekt: G-Cubes. Damit will der Berner Künstler ein Monument erschaffen, das auf Meeresmüll aufmerksam macht und Menschen auf der ganzen Welt miteinbezieht.
Weit weg, auf einer paradiesischen Insel in der Südsee: Am Strand gehen Jugendliche auf und ab und lesen Müll auf. Müll, den das Meer angeschwemmt hat oder den andere Menschen liegen gelassen haben. Es geht um Umwelt, Nachhaltigkeit, Natur, ja. Aber es geht auch um die Zukunft und um Kunst. Obwohl Lomaloma paradiesisch ist, hat das kleine Dorf auf der Insel Vanua Balavu im Fidji-Archipel mit Müll an den Stränden zu kämpfen. Das Plastik und die Konserven werden die Jugendlichen später zu kleinen Würfeln verarbeiten, zu Kunstobjekten also. Zwischen den jungen Sammlern steht ein Mann aus Bern.
Das war im Jahr 2018, als Harald Reichenbach diese Aktion auf Fidji anleitete. Mit seiner Yacht hatte der Maler, Performance- und Installationskünstler die abgelegenen Inseln erreicht. Und es war nur einer der vielen Orte, die er in einer abenteuerlichen Weltumseglung mit seinem Umwelt- und Kunstprojekt «G-Cubes» angesteuert hatte. Gestartet war er September 2017 in Marseille in Frankreich. Halt machte er auf dieser Reise unter anderem in Panama, Ecuador, Australien, Indonesien, Indien, Oman oder Südafrika. Immer dort, wo die Ortschaften mit ihrem Müllproblem alleine gelassen worden sind und Reichenbach mit den lokalen Schulen gemeinsam sein Projekt umsetzen konnte.
«Für die Investoren, die Müll einsammeln und weiterverarbeiten, sind die kleinen Inseln völlig uninteressant, da sie damit zu wenig Gewinne erzielen», erklärt der 63-Jährige, zurück in Bern in seinem Atelier. «Deswegen werden die kleinen Inseln total vergessen.»
Das Projekt G-Cubes (G=Garbage), das sich für saubere Meere und Küstenregionen einsetzt, ist Reichenbachs Antwort auf diesen Missstand. «Mit den Kindern und Jugendlichen schnitten wir den ganzen Strandmüll auseinander, wuschen ihn, entfernten das organische Material, pressten dann den Plastikmüll und gossen ihn in Harz.» Was dabei rauskam: viele kleine farbige Würfel – Cubes.
Die Würfel sind Teil eines grossen Projektes. «Die Idee ist es», sagt der Künstler, «1000 solche Würfel, die von Kindern aus der ganzen Welt hergestellt wurden, am Ende zu einem grossen Würfel zusammenzubauen – zu einem Monument.» Ein Kunstobjekt, so Reichenbach, «das aus einem Kubikmeter maritimem Müll entstanden ist».
Mehr als drei Jahre schiffte Reichenbach um die Welt. Die Segelreise gestaltete sich meist reibungslos. Im Oman jedoch musste er einen längeren Stopp einlegen, weil Piraten vor den Küsten von Somalia ihr Unwesen trieben. Und im Frühjahr 2020 stoppte ihn das Virus. «Als ich in der Karibik auf der Insel Grenada landete, verhängte der Inselstaat fünf Tage später den totalen Lockdown.»
Der Schweizer Regisseur Dodo Hunziker begleitete Harald Reichenbach auf seinem Schiff etappenweise rund um den Globus. Daraus ist ein Dokumentarfilm entstanden, der von den Abenteuern, dem Projekt G-Cubes und den Bemühungen von Harald Reichenbach, die Strände zu säubern, berichtet.
Alle Teile der Serie «Recyclieren oder Resignieren» finden Sie hier.
Dokumentarfilm
«Müll in Sicht – Der Künstler Harald Reichenbach»
Sternstunde Kunst, SRF 1: Sonntag, 11. Dezember, 12 Uhr
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